Grenzwert

Grenzwert

* * *

Grẹnz|wert 〈m. 1
1. äußerster (Richt-)Wert, der nicht überschritten od. unterschritten werden darf
2. Sy Limes (2) 〈Math.〉
2.1 Wert, dem ein von einer kontinuierlichen Veränderlichen abhängiger Ausdruck beliebig nahe kommt, wenn diese nach einem best. Wert strebt
2.2 〈höhere Math.〉 Wert, dem eine gesetzmäßige Folge von Größen beliebig nahe kommt

* * *

Grẹnz|wert: Bez. für Stoffmengen oder physikal. Größen, deren Über- oder Unterschreitung gesundheitliche, ökologische, technische Risiken u. rechtliche Konsequenzen zur Folge haben kann, z. B. BAT-, MAK-, MIK-, TDI-Werte, Höchstmengen, G. für Blutinhaltsstoffe, G. für Kesseltemp. u. -druck, Flüssigkeitsstand usw. Vgl. Schwellenwert.

* * *

Grẹnz|wert, der:
1. äußerster Wert, der nicht überschritten werden darf:
-e festlegen, festsetzen;
ein G. von 35 Mikrogramm Blei;
die Herabsetzung der -e für Abgase.
2. (Math.) Zahlenwert, nach dem eine Folge reeller Zahlen hinstrebt; Limes.

* * *

Grenzwert,
 
1) Mathematik: Limes, Abkürzung lim, Grundbegriff der Analysis. Eine Folge reeller Zahlen (an) hat den Grenzwert a, wenn es zu jeder noch so kleinen positiven Zahl ε eine von diesem ε abhängende natürl. Zahl N gibt, derart, dass |aan| < ε für alle n > N gilt. Anschaulich bedeutet dies, dass in jeder Umgebung des Punktes a auf der Zahlengeraden unendlich viele Glieder der Folge liegen und außerhalb jeder Umgebung höchstens endlich viele; man sagt auch: In jeder Umgebung liegen fast alle Glieder (d. h. alle mit Ausnahme endlich vieler) der Folge:
 
(gesprochen: Limes von an für n gegen unendlich gleich a). Existiert ein solcher Grenzwert, so nennt man die Folge konvergent, ansonsten divergent. Eine äquivalente Bedingung für das Vorhandensein eines Grenzwerts ist das cauchysche Konvergenzkriterium. Ist der Grenzwert gleich null, so spricht man auch von einer Nullfolge. Beispiele: Die Folge an = 1, 1/2, 1/3, ¼,. .. konvergiert für n → ∞ gegen 0, sie ist eine Nullfolge; die Folge an = +1, —1, +1, —1,. .. divergiert.
 
In Anlehnung an die Definition des Grenzwerts für Folgen wird der Grenzwert einer reellen Funktion f(x) wie folgt definiert: Gibt es eine reelle Zahl a derart, dass zu jedem ε > 0 ein x0 existiert mit |f(x) — a| < ε für alle xx0 (oder xx0), so heißt a der Grenzwert der Funktion f(x) für x → ∞ (beziehungsweise x → — ∞). Ist eine Funktion in einer Umgebung U(x0) definiert und gibt es eine reelle Zahl a mit
 
für jede gegen x0 konvergierende Folge (xn), deren Glieder in U(x0) {x0} liegen, dann heißt a der Grenzwert von f an der Stelle x0:
 
Lässt man beim Grenzübergang nur Werte x > x0 oder nur Werte x < x0 zu, so erhält man den rechtsseitigen beziehungsweise linksseitigen Grenzwert der Funktion an der Stelle x = x0.
 
In der Stochastik sind Grenzwerte von Folgen von Verteilungen (Konvergenz) bei der Approxmation komplizierter Verteilungen von großer Bedeutung, so v. a. der zentrale Grenzwertsatz, der Übergang von der Binomialverteilung zur Poisson-Verteilung oder der Übergang von der Binomialverteilung zur Normalverteilung. Gemeinsam ist diesen Grenzübergängen im Allgemeinen eine Zunahme des Stichprobenumfangs. Viele Verteilungen gehen bei geeigneter Normierung in die Normalverteilung über.
 
 
Überlegungen zur Grenzwertbildung finden sich schon in der Antike, besonders bei Archimedes, der die zu bestimmenden Werte durch eine Folge von jeweils besseren, beliebig fortsetzbaren Näherungswerten annäherte. Archimedes vollzog aber den Grenzübergang nicht, sondern brach das Verfahren nach endlich vielen Schritten ab. Nach Anklängen im Mittelalter (T. Bradwardine, N. Oresme) griffen die Mathematiker des 17. Jahrhunderts das Problem wieder auf; bei J. Kepler, B. Cavalieri, E. Torricelli, Gregorius a San Vicento und ihren Zeitgenossen ist die Auseinandersetzung um die Indivisibeln Zeichen einer intensiven Beschäftigung mit den Grundlagen und Möglichkeiten von Grenzwerten. Algorithmisch wurde das Problem gelöst durch die Entwicklung der Infinitesimalrechnung bei I. Newton, J. Gregory (der als Erster konvergente Doppelfolgen verwendete) und G. W. Leibniz, dessen Methode der unendlich kleinen Größen seit den Bernoullis und L. Euler bis ins 19. Jahrhundert allgemein gebräuchlich war. Das Suchen nach einer klaren logischen Grundlegung war damit lange noch nicht beendet, sondern beschäftigte noch im 19. Jahrhundert z. B. A. L. Cauchy und K. Weierstrass. Erst mit dem Aufbau des Systems der reellen Zahlen wurden die Voraussetzungen für eine exakte Grundlegung geschaffen.
 
 2) Umweltpolitik und Gesundheitspolitik: Höchstgrenze für als noch zumutbar erachtete und damit noch zulässige Schadstoffbelastungen der Umwelt und Belastungen des Menschen aufgrund gesundheitsgefährdender Einflüsse. Ein Grenzwert soll dabei in der Weise festgelegt werden, dass die maximale zulässige Konzentration oder Menge von Schadstoffen auch bei langfristiger Einwirkung nicht zur Schädigung von Menschen, Tieren und Pflanzen führt und sie die Umwelt sowie Gebäude und Sachwerte nicht beeinträchtigt beziehungsweise schädigt. Grenzwerte sind im Allgemeinen bundeseinheitlich festgelegt. Bei Überschreitung können sich rechtliche Folgen ergeben. Das Verfahren der Festlegung von Grenzwerten ist ebenso umstritten wie viele Grenzwerte selbst, da z. B. Wissenschaftler unterschiedlicher Einschätzungen der Schädlichkeit bestimmter Schadstoffe haben und Grenzwerte politisch ausgehandelte Kompromisse darstellen zwischen ökologisch und gesundheitlich (toxikologisch) Gebotenem, technisch Möglichem, finanziell Tragbarem, wirtschaftlich und politisch (auch international) Vertretbarem. (ADI-Wert, BAT-Wert, Emissionsgrenzwerte, Immissionswerte, MAK-Wert, MIK-Wert)

* * *

Grẹnz|wert, der: 1. äußerster Wert, der nicht überschritten werden darf: -e festlegen, festsetzen; ein G. von 35 Mikrogramm Blei; Für mich ist die Frage, würdest du das deinen Kindern geben, ein viel schärferes Entscheidungskriterium als eine gesetzliche Vorschrift oder irgendein G. (natur 6, 1991, 36); die drastische Herabsetzung vieler -e für die zulässigen Emissionen (CCI 2, 1986, 11). 2. (Math.) Zahlenwert, nach dem eine Folge reeller Zahlen hinstrebt; Limes.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Grenzwert — bezeichnet: Grenzmaß in der Technik eine maximal zulässige Menge/Konzentration eines schädlichen Stoffes oder einer Störgröße in den Bereichen: Rechtswissenschaft, siehe Grenzwert (Rechtswissenschaft) Arbeitsschutz Verbraucherschutz Umweltschutz… …   Deutsch Wikipedia

  • Grenzwert — (Limes), in der Mathematik, s. Grenze. – In der Nationalökonomie bezeichnet man mit G. (Grenznutzen, engl. Final degree of utility) den Wert, den von einer Menge von Gütern gleicher Art die letzte Einheit für einen Menschen hat (vgl. Wert) …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Grenzwert — ↑Limes …   Das große Fremdwörterbuch

  • Grenzwert — der Grenzwert, e (Mittelstufe) Wert einer Größe, der nicht überschritten werden darf Beispiele: Der Lärm hat den Grenzwert von 72 dB überstiegen. Die EU hat Grenzwerte für Luftschadstoffe festgelegt …   Extremes Deutsch

  • Grenzwert — Grẹnz·wert der; 1 ein extremer ↑Wert (5), der nicht unter / überschritten werden darf: Grenzwerte bei der Radioaktivität 2 ein mathematischer ↑Wert (5), auf den sich die einzelnen Glieder einer Folge von Zahlen zubewegen; Math Limes: Die Folge… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Grenzwert — riba statusas T sritis automatika atitikmenys: angl. bound; boundary; limit; range vok. Grenze, f; Grenzwert, m; Schranke, f rus. предел, m pranc. limite, f …   Automatikos terminų žodynas

  • Grenzwert — ribinė vertė statusas T sritis automatika atitikmenys: angl. limiting value vok. Grenzwert, m rus. предельное значение, n pranc. valeur limite, f …   Automatikos terminų žodynas

  • Grenzwert — riba statusas T sritis Standartizacija ir metrologija apibrėžtis Tam tikromis sąlygomis vartojama dydžio vertė, kurios negalima viršyti. atitikmenys: angl. limit vok. Grenze, f; Grenzwert, m rus. предел, m pranc. limite, f …   Penkiakalbis aiškinamasis metrologijos terminų žodynas

  • Grenzwert — ribinė vertė statusas T sritis Standartizacija ir metrologija apibrėžtis Pamatinė ore esančio cheminio ar biologinio agento koncentracijos vertė. atitikmenys: angl. limit value vok. Grenzwert, m rus. предельное значение, n pranc. valeur limite, f …   Penkiakalbis aiškinamasis metrologijos terminų žodynas

  • Grenzwert — ribinė vertė statusas T sritis fizika atitikmenys: angl. limiting value vok. Grenzwert, m; Häufungswert, m rus. граничное значение, n; предельное значение, n pranc. valeur limite, f …   Fizikos terminų žodynas

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”